Tuesday, August 19, 2014

3 Months Update

Mittlerweile sind drei Monate vergangen, das bedeutet 92 Tage, 2208 Stunden, unzählige Momente. Angekommen in den USA bin ich am 19. Mai 2014, wobei ich mich mental eigentlich erst jetzt hier befinde. Es gibt so viele neue Eindrücke, die Integration in die Gastfamilie, die Stärken und Schwächen der Kids zu durchschauen, ein gewisses Feingefühl für die Erziehung zu entwickeln. Ich habe mich in meinem Leben noch nie um jemand anderen kümmern müssen als mich selbst, sprich’ dafür zu sorgen, dass jemand pünktlich zu Terminen erscheint, regelmäßig isst, zeitig schlafen geht um schlechte Laune am nächsten Tag vorzubeugen- und das mal 3. Glücklicherweise bin ich dabei nicht komplett auf mich alleine gestellt, Kommunikation ist wirklich alles. 
Aber nicht nur das Einfinden in den Alltag einer fremden Familie ist eine Herausforderung, welche ich meiner Meinung nach bis jetzt recht gut meistere, sondern auch neue Freundschaften aufzubauen ist sehr wichtig. Ich kann mich glücklich schätzen, dass meine südafrikanische Freundin direkt neben an wohnt und genau wie ich, bis Mai 2015, hier verweilt. Dazu kommt noch, dass wir wirklich auf einer Wellenlänge sind, was auch nicht selbstverständlich ist, bloß weil man den selben Job macht und im Nachbarhaus wohnt. Außerdem wohnen 2 meiner engsten Freundinnen nicht mal 2 Stunden Autofahrt entfernt von mir, wodurch ich immer ein Gefühl von Heimat in der City habe. Das ist unbezahlbar und ich glaube, kaum jemand hat so viel Glück in dieser Hinsicht. 
Ein weiterer Aspekt, weshalb ich dieses Auslandsjahr machen wollte, bezieht sich auf das Reisen. Ich entdecke gerne neue Orte, gefällt es mir irgendwo besonders gut, plane ich zwar, irgendwann zurückzukehren, dennoch würde ich ein anderes Ziel als nächsten Anlaufpunkt bevorzugen. Ich möchte hier so viel wie möglich sehen und bis jetzt gelingt mir das recht gut. Von meiner Checkliste kann ich New Jersey (haha, hier lebe ich, ja, zähl’ ich trotzdem!) , Connecticut, Pennsylvania und Illinois abhaken. Simone und ich planen schon eifrig weitere Trips, um unser Reisespektrum so breit wie möglich zu fächern. Auch kleinere Ausflüge schmücken das Jahr, beispielsweise war ich einen Tag mit meiner Gastfamilie am Jersey Shore (genauer : Spring Lake), auf dem Delaware River paddeln, habe in Illinois den berühmten Freizeitpark Six Flags besucht, habe am Strand in Darien(CT) den Sonnenuntergang genossen, nicht zu vergessen die etlichen New York Trips, bei dem keiner dem anderen gleicht, da NY unglaublich vielseitig ist. Ich habe mein erstes Musical in den USA besucht (Phantom der Oper, sehr zu empfehlen) und genieße all die amerikanischen Läden, die in Deutschland noch nicht in dieser Bandbreite vertreten sind, von Victoria’s Secret bis hin zu Forever 21. 

In den letzten drei Monaten ist es mir wirklich gut ergangen und das ist keine Selbstverständlichkeit, da man mit dem Au Pair Programm natürlich auch eine Menge Pech haben kann, ich höre es immer wieder von Betroffenen. Jeder, der dieses Jahr anstrebt, möchte, dass diese Entscheidung eine der Besten im Leben wird, oft spricht man von einer lebensverändernden Erfahrung, und ich bin mir ziemlich sicher, dass mich diese 365 Tage, weit weg von Zuhause, verändern werden, wenn sie es nicht sogar bereits schon getan haben. Ich lerne sehr viel über meine eigene Person, beispielsweise bin ich davon ausgegangen, dass ich jemand bin, der sehr unter Heimweh leidet - ist allerdings nicht der Fall. Dennoch gehe ich mit dieser Erkenntnis stets vorsichtig um, denn die Weihnachtszeit steht mir noch bevor, ich denke, in dieser Phase wird man am härtesten auf die Probe gestellt. 
Kurzgesagt- es ist alles gut. Ich habe noch 9 Monate vor mir, ich möchte so viel daraus machen, wie es mir möglich ist. Im Herbst erwartet mich das College, im Winter bekomme ich lang ersehnten Besuch .. ich bin sehr dankbar, dass ich diese Chance wahrnehmen durfte. 


Friday, August 1, 2014

It's been a long time

Ich bin 20 Jahre alt. "Alt" ist in diesem Fall relativ, für eine 5 jährige bin ich praktisch eine Oma, für die Oma bin ich noch das kleine Mädchen. Ich selbst fühle mich nur in gewissen Situationen wirklich alt, beispielsweise, wenn ich Fernsehserien meiner Kindheit zufällig im TV entdecke oder mir Kinderbilder anschaue. Geht es jedoch darum, wie ich mich kleide, sage ich mir gerne manchmal, dass der ein oder andere Rock gar nicht zu kurz wäre, ich bin ja jung, ich kann das tragen- ich bin erst 20. Familie gründen, Haus bauen, all das liegt noch weit in der Zukunft für mich, für so etwas bin ich noch nicht bereit, dazu bin ich noch nicht erwachsen genug. 
Momentan beschäftige ich mich mit Kindern, im Durchschnitt 9 Jahre alt, und ich merke, es ist noch gar nicht lange her, als ich selbst noch 9 war. Grundschule, Kindergarten, da fängt das Leben an- erste Freundschaften, Schwärmereien, sorgloses spielen mit den Nachbarskindern. Und da war das eine Kind, dass mich vom Kindergarten bis in die Anfänge der Grundschule begleitet hat. Klingt ziemlich normal, jedoch sollte ich etwas präziser werden: Ich habe mich mit einem Mädchen angefreundet, welches nicht aus meiner Stadt, nicht mal aus meinem Land, kam. Sie war Amerikanerin und wir verbrachten unheimlich viel Zeit zusammen. Ich erinnere mich nicht mehr an besonders viel oder gar an Details meiner Kindergartenzeit, aber wenn ich zurück denke, sehe ich mich und sie. Es kam, wie es kommen musste, sie zog zurück in die USA und ab dann hörten wir nie wieder etwas voneinander. Klingt tragisch.  
Ungefähr vor einem Jahr fand ich ein Buch auf dem Speicher. Der Inhalt bestand aus Steckbriefen von Freunden aus der Grundschule, zum Totlachen! In mitten all den Steckbriefen fand ich auch ihren - samt Foto. Ab und an kam sie mir in den Sinn in den vergangenen Jahren, also konnte ich es nicht auf sich beruhen lassen, soziale Netzwerke zu durchforsten um herauszufinden, was aus ihr geworden ist. Und siehe da, ich konnte sie ausfindig machen. Wir schrieben Nachrichten hin und her, sendeten uns Fotos von früher, und ein knappes Jahr später befinde ich mich selbst auch hier, in Amerika. Diese Gelegenheit wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen, weshalb ich einen Flug buchte und sie letzte Woche besuchte- das große Wiedersehen nach 12 Jahren! Verrückt. 
Was haben wir beide bisher erlebt? In 12 Jahren passiert so viel, besonders als Teenager. Von der ersten Liebe bis hin zum Schulabschluss. Sie erzählt mir, dass sie ein paar Jahre in Japan gelebt hat, ich sage ihr, dass mein Vogel, an den sie sich noch erinnern kann, erst vor wenigen Monaten gestorben ist und wir immer noch im selben Haus leben. 
Die Frage aller Fragen war eindeutig: Wie haben wir damals kommuniziert, wobei sich heraus stellte, dass sie fließend Deutsch mit mir redete (wovon sie leider nichts behalten hat). Wir hatten ein paar wunderschöne Tage, taten das, was 20jährige Mädchen so tun- erkundeten St. Louis, gingen aus, shopping, erinnerten uns an alte Zeiten und fühlten uns im Vergleich zu damals uralt! Fest steht, dass wir mit dem nächsten Besuch nicht noch einmal 12 Jahre warten.